Stummfilmmusik.
Theorie und Praxis im "Allgemeinen Handbuch der Film-Musik" (1927)

Schüren: Marburg 2016
(= Marburger Schriften zur Medienforschung 68)

Publikation

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Dieses Buch untersucht die musikalische Aufführungspraxis des Stummfilms im Deutschland der 1920er Jahre und beleuchtet die frühen Versuche einer Theorie und Ästhetik der Filmmusik. Ausgangspunkt der Studie ist das „Allgemeine Handbuch der Film-Musik“ aus dem Jahr 1927. Dabei wird die Genese filmmusikalischer Konventionen ebenso erforscht wie die Durchdringung musikästhetischer Traditionen in der theoretischen Auseinandersetzung mit Filmmusik.

Veröffentlicht 2016, von Maria Fuchs bei Schüren Verlag GmbH

ISBN: 978-3-89472-619-5


Auflage: 1. Auflage


Reihe: Marburger Schriften zur Medienforschung
288 Seiten

Zu Zeiten des Stummfilms wurden die Vorführungen in unterschiedlicher instrumentaler Besetzung live begleitet. Eine individuelle Begleitmusik für die jeweiligen Filme gab es kaum – wie etwa die Komposition von Camille Saint-Saëns zu L‘Assassinat du duc de Guise (1908) oder Gottfried Huppertzs Metropolis-Musik von 1927. Die Musikillustratoren mussten in der Lage sein, sich auf unterschiedliche Filme schnell einzustellen. Hilfreich war dabei das „Allgemeinen Handbuch der Film-Musik“, das 1927 von Hans Erdmann, Ludwig Brav und Giuseppe Becce beim Berliner Traditionsverlag Schlesinger’sche Buch- und Musikhandlung herausgegeben wurde. Mit diesem Handbuch liegt die umfangreichste und bedeutendste Dokumentation der Musikpraxis des Stummfilms der Weimarer Republik vor. Die Edition ist in zwei Teile gegliedert, die zusammen 400 Seiten umfassen.

9783894726195

Im ersten Band wurden die verbreiteten Methoden der musikalischen Filmbegleitung an einer Reihe praktischer Beispiele theoretisch und ästhetisch diskutiert. Die angesprochenen Themen gehen weitgehend auf zuvor publizierte Zeitschriftenartikel zurück. Den Quellenkorpus dieses Buches bilden daher auch bislang wenig beachtete Texte in verschiedenen Branchenblättern (z.B. Filmtechnik, Film-Kurier, Film-Ton-Kunst, Reichsfilmblatt, Der Kinematograph, Licht-Bild-Bühne), musikwissenschaftlichen Zeitschriften (z.B. Melos, Die Musik) und Berliner Tageszeitungen, die die drängenden Fragen und Probleme der Filmbegleitmusik behandelten.

Der zweite Band der Edition enthält ein Nachschlagewerk präexistenter Kompositionen für die kompilatorische Filmmusikpraxis. In der Gegenüberstellung mit verschiedenen praxisorientierten Handbüchern für die Filmmusikschaffenden ihrer Zeit fokussiert dieses Buch schließlich auf die Konzeptionsweise des sogenannten „Thematischen Skalenregisters“ und zeichnet den Einfluss Hermann Kretzschmars Theorie der musikalischen Hermeneutik nach.

"Wie das beschriebene Handbuch ist auch Maria Fuchs’ Schrift der Versuch einer Synthese von Theorie und Praxis. Indem die Autorin das berühmte Standardwerk der Stummfilmmusik in unsere heutige Zeit übersetzt rettet sie nicht nur die Intentionen der drei Autoren für die Gegenwart, sondern knüpft quasi daran an."

(Burkhard Götze, 35 Milimeter Retro Fimmagazin, Nr. 26, April 2018)

"Manche Bücher führen den Leser gedanklich weiter als ihren eigentlichen Inhalt, ebenfalls können Studien zur Vergangenheit nützliche Rückschlüsse für den heutigen Gebrauch hervorbringen. Maria Fuchs untersucht den theoretischen Unterbau bzw. Ursprung der rationalisierten Musikbegleitung von Stummfilmen nach deutscher gelehrter Art, wie sie Dr. Hans Erdmann und Dr. Ludwig Brav vorschlugen."

(Philippe Dériaz, Professional Production 7-8/ 2018)

Eine Studie über den Stellenwert der Filmmusik im musikalischen Diskurs der Weimarer Republik, über die Rolle des Filmmediums bei der Aktualisierung musikwissenschaftlicher Traditionen und über die musikalische Bedeutungsproduktion in – und außerhalb des Kinos.

"Die in Wien lehrende Musikwissenschaftlerin Maria Fuchs legt nun mit ihrem Buch Stummfilmmusik. Theorie und Praxis im "Allgemeinen Handbuch der Filmmusik" (1927) eine sorgfältig recherchierte Arbeit zu diesem für die Stummfilmmusik bedeutenden Werk vor und erschließt zudem noch zahlreiche andere bislang wenig beachtete Quellen."

(Eunice Martins, Filmblatt 64/65 2018)

Maria Fuchs
Musicologist