Sonic Imaginaries
of Africa

Research Project

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Dieses Projekt will einen Beitrag zur Entstehung und Entwicklung der Klangvorstellungen des filmischen Afrikas leisten. Seit den Anfängen der Kinematographie ist Afrika ein wichtiger Produktionsort für kommerzielle Filme aus dem globalen Norden. Da Musik oder Sound als sinnliche Dimension des Alltäglichen ein elementarer Bestandteil von Diskursen und Vorstellungen über den afrikanischen Kontinent sind, zielt das Projekt darauf ab, den Klang Afrikas historisch und strukturell zu analysieren. Auch die Prozesse und Bedingungen der Filmmusikproduktion sollen durch umfangreiche empirische Archivarbeit analysiert werden.

Projektleitung
Maria Fuchs

Laufzeit
23.09.2024–22.09.2028

Projektassistenz
(3 Jahre 40%)

Finanzierung
FWF (Elise-Richter-Programm, RIC 4006324)

Forschungsort

Zentrum für Gender Studies and Diversität, Universität für Musik und darstellende Kunst Graz

Kooperationen
Lautarchiv Berlin
Royal Anthropological Institute
of Great Britain and Ireland

Afrika hat einen Sound. Er zirkuliert in kommerziellen Medien wie dem deutschen Kino und Fernsehen und vermittelt wirkungsvolle Narrative über den Kontinent als homogen konstruiertes Land, in das sich aber auch Vorstellungen von 'Heimat' mischen. In den Musikwissenschaften und ihren Nachbardisziplinen wurde der zentralen Rolle, die Musik in der vielschichtigen Geschichte des imaginären Afrikas und als Teil des kolonialen Unbewussten spielt, bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Entlang eines Querschnitts durch die deutschsprachige Film- und Fernsehgeschichte (fiktional und nicht-fiktional) wird die Entstehung und Entwicklung audiovisueller Afrikarepräsentationen untersucht: Die Jahrzehnte der kolonialen Nostalgie und die imperialen Phantasien des Faschismus werden ebenso kritisch beleuchtet wie TV-Serien des sogenannten afrikanisierten Heimatfilms.

Völlig neu in diesem Projekt ist die Einbeziehung von anthropologischem Material in die Analyse der Filmmusik, die sich auf empirische Archivarbeit stützt. Die Untersuchung der Filmmusik wird daher zum einen die Kontinuitäten und historischen Varianten des klanglich imaginären Afrikas herausarbeiten. Andererseits soll auch der Produktionsprozess untersucht werden. Fragen nach der Herkunft des Quellenmaterials in den Archiven (u.a. Lautarchiv Berlin), das zum Teil in und durch koloniale Kontexte entstanden ist, werden unter ethischen Gesichtspunkten kritisch zur Diskussion gestellt. Darüber hinaus ist die Untersuchung der Wechselwirkung zwischen der Produktion und Rezeption von Medien- und Kulturbildern Afrikas durch die Vermarktung von Filmmusik Teil des Forschungsdesigns.

Dieses Projekt zielt darauf ab, Filmmusik als eines der mächtigsten populären Musikgenres des 20. Jahrhunderts in einen Austausch mit der breiten interdisziplinären Forschung zu (Post-)Kolonialismus und audiovisueller Kultur sowie zu Sound History und Sound Heritage zu bringen. Und es wird einen kulturwissenschaftlichen Beitrag zum Verständnis der wechselseitigen Affinitäten zwischen Kolonialismus und Heimatideologie leisten.

Maria Fuchs
Musicologist